Donnerstag, 22. Juli 2010

Auswärtsspiel: Kurt Tucholsky-Straße

Folgende Mail erreichte mich und andere SPD-Mitglieder die Tage:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hoffmann, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates

als Bürger fragen wir uns, warum viel Geld in eine umfassende Umgestaltung des Parkplatzes investiert werden soll.

Wenn eine weitere Verschuldung in Kauf genommen werden soll, könnte Sinnvolleres geschehen als die Vergrößerung des Parkplatzes auf dem Willy-Brandt-Platz für die Kunden eines Discounters. 110 Parkplätze verschaffen einem zentralen städtischen Platz keine Aufenthaltsqualität. Sinn machen würde unseres Erachtens der Bau des SVGD-Kunden- und -Infocenters mit Fahrradstation, mit WC-Anlage und mit Bäckerei-Verkaufsstelle anstelle eines großen Parkplatzes für den Discounter. Das bisherige Bahnhofsgebäude sollte weiterverwendet werden für einen anderen, den Platz belebenden, vorzugsweise öffentlichen Zweck. Über die Nutzung sollten alle Beteiligten noch einmal nachdenken, aber auch über die repräsentativ-städtebauliche Wirkung einer Discounter-Halle und eines ausufernden Parkplatzes am größten Dormagener Bahnhof. Der neue Supermarkt in Delhoven bietet ein anschauliches Beispiel.

Die Kriminalität am Bahnhof hat sich in den letzten Jahren deutlich rückläufig entwickelt. Allerdings bestehen weiter Ängste. Vor allem in den späten Abendstunden. Dann ist Aufsicht einschließlich sozialer Kontrolle notwendig. Kontrolle, wenn auch nur sporadisch, ist durch konkrete und bindende Vereinbarungen bzw. Regelungen über geeignete Partner langfristig zu gewährleisten. Hier nutzt es relativ wenig, wenn der Discounter anfangs bis 20:00 bzw. 22:00 Uhr öffnet oder das heute in Aussicht stellt. Die Interessen von Erwerbern, Mietern oder Rechtsnachfolgern eines Gewerbeobjektes können sich schnell ändern. Am nötigsten ist die Vermittlung von Sicherheitsgefühl auf dem Betriebsgelände der Bahn. Auf die vorgesehene teure Mulde im Vorplatz (Treppenanlage) könnte verzichtet werden. Eine vergleichsweise preiswerte Optimierung der bereits vorhandenen Videoüberwachung im Fußgänger-Tunnel unter den Bahngleisen mit entsprechenden Hinweisen auf die Videoaufzeichnung (z. B. 24-Std.-Schleife) durch die Bahn AG wäre ungleich wirksamer.

Als betroffene Anlieger der Kurt-Tucholsky-Straße sind wir stark beunruhigt. Bei einer Realisierung der jetzt im Groben vorgestellten Planungen würden wir in eine völlig veränderte Wohnsituation geraten, wir würden zu Anwohnern des Willy-Brandt-Platzes. Soweit das aus den uns bisher bekannten Informationen zu entnehmen ist, soll das Wäldchen abgeholzt werden, das unsere Wohnungen, das benachbarte Krankenhaus und zum Teil auch die Nachbarwohnanlagen gegen Sicht und Lärm von Bahn und Busbahnhof abschirmt. Die Stadt Dormagen, die zuweilen ihr Grün in der Imagewerbung betont, schickt sich an, ein Stück grüner Lunge für Parkplätze eines zusätzlichen Discounters zu opfern. Die bisherige sehr ruhige Anliegerstraße soll zur stark frequentierten Straße werden. Unmittelbar an unseren Balkonen soll die einzige bzw. Hauptzufahrt zum Bahnhof, zum Busterminal und zum Discounter geschaffen werden.

Offenbar beschäftigt sich seit der Ausschreibung bzw. dem Architektenwettbewerb niemand mehr mit der Frage, wie den nachbarlichen Belangen der Klinik und der betroffenen Anwohner Rechnung getragen werden soll. Diese Belange würden durch die Entfernung der vorhandenen grün-gestalterischen Abschirmung ohne Ausgleich wesentlich verschlechtert.

Im Namen der Eigentümer und Mieter der 32 Wohnungen unserer Eigentümergemeinschaft wenden wir uns an Sie mit der Bitte um Unterstützung beim Erhalt des lichten Wäldchens und unserer Anliegerstraße. Ihr Amtsvorgänger hatte in der Ausschreibung für die Umgestaltung des Platzes noch Tiefgarage oder Parkdeck vorgesehen. Im Architektenwettbewerb setzte sich ein Modell durch, das sich in den heutigen Überlegungen kaum noch wiederfindet und offenbar den kommerziellen Interessen des Investors bzw. seines Mieters weichen musste. Statt eines 3-4-geschossigen soll jetzt ein eingeschossiges Gebäude entstehen mit für den Discounter preiswerten Parkplätzen in der Fläche. Aufgegeben wurde der 'Platz für die Menschen mit ausreichend Grün', das 'Bistro mit Außengastronomie mit Blickkontakt zum Fußgänger-Tunnel'. Aufgegeben wurden die 40 Parkplätze auf dem Dach des Gebäudes und offenbar auch die Brunnengalerie. Offenbar vergessen ist die Aussage bei der Auswahl und öffentlicher Präsentation des Konzepts, auf das für Supermärkte übliche Parkplatzangebot solle verzichtet werden.

Dormagen bzw. seinem Entrée täten Grün, Sauerstoff und 'Wärme' besser als eine nüchtern kalte Steinwüste hinter einem Discounter-Zweckbau.

Mit freundlichen Grüßen

T. S.

Über eine Antwort Ihrerseits würden wir uns sehr freuen.

Ich habe dem Arbeitskreis Planung und Umwelt der SPD empfohlen, die verantwortlichen Personen, die dieses Schreiben angefertigt haben, zur nächsten Sitzung einzuladen, um ihr Anliegen vorzutragen und werde im Anschluss berichten.

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